Historische Wanderung

Tostner Burg, Feldkirch-Tosters (c) Welleschik 2009

Wanderung Feldkirch Margarethenkapf Schellenberg:

Margarethenkapf, Schellenberg: Burg Tosters, St. Corneli

Auf der Egg, Gantenstein, Hinterschloss mit Oberer Burg Schellenberg

Felsbandweg, Auf der Egg, Nofels und Kapf

 

Margarethenkapf

Von der Altstadt Feldkirch führt die alte Route Richtung Schweiz (Liechtenstein) über die Heiligkreuzbrücke. Vermutlich wurde hier schon zu Zeiten der Römer eine Brücke errichtet. Bis in die Neuzeit war sie die einzige Verbindung Richtung Schweiz. Jenseits der Heiligkreuzbrücke hat im Jahre 1380 Graf Hugo V, der letzte Graf von Montfort-Feldkirch, als Dank für die glückliche Heimkehr von einer Wallfahrt nach Jerusalem die Heiligkreuzkapelle gestiftet und damit einen würdigen Rahmen für den mitgebrachten Splitter vom Kreuz Christi geschaffen.

Der straßenseitig an die Außenfassade aufgemalte St. Christopherus sollte die vorbeikommenden Reisenden beschützen und heil an ihr Ziel geleiten. Die Kapelle ist tagsüber geöffnet. Bemerkenswert sind die spätgotischen Fresken. In der Altarnische ist das Jüngste Gericht dargestellt. In der Mitte sitzt Christus als Richter mit dem Schwert mit einer Mandorla umgeben (mandelförmige Aura). Zu seiner Rechten führt Petrus die Gerechten ins Himmelreich, wobei alle Stände, vom Bauern bis zum Papst vertreten sind. Doch ebenso sind auch zu seiner Linken, unter den Verdammten die in die Hölle gehen, alle Stände vertreten. Rechts am Triumphbogen ist noch der Erzengel Michael beim Abwägen der Seelen zu sehen, wobei ein kleiner Teufel versucht die Waagschale der Sünden nach unten zu ziehen, zum Nachteil der Sünder, die sich auf der anderen Waagschale befinden.  An der rechten Seitenwand wurde ein Freskenzyklus über Antonius Abbas, den ägyptischen Einsiedler  aus dem 3./4. Jh.n.Chr. angebracht. Wenn man genau hinschaut, entdeckt man kleine Schweinchen, die neben einem Stab mit Glöckchen zu seinen Attributen gehören. Auf der linken Seite des Chorbogens ist die Heilige Ottilie aufgemalt mit dem Hahn als Künder des Lichts. Sie gilt als die Patronin der Blinden und hilft bei schweren Augenleiden.  

 

Von der Kapelle führt der Weg Richtung linkes Illufer zur Kapfschlucht. Über den Fluss ragen fast überhängend spätmittelalterliche Häuser. Das am weitesten flussabwärtsgelegene Gebäude rutschte 1964 in die Ill ab. Nach einem kurzen Anstieg erreicht man einen Torbogen, der den unteren Teil der Margarethenkapelle bildet. Diese Kapelle wurde im 15. Jahrhundert erbaut und ist namens gebend für den linken Teil der Kapfschlucht (Margarethenkapf). Hier fand am Karsamstag, dem 23. März 1799 eine grauenhafte Schlacht statt, die Teil des zweiten Koalitionskrieges war (1799 – 1801) in dem sich Österreich mit England, Russland, Neapel, Portugal und der Türkei gegen das napoleonische Frankreich verbündet hatte. Der Französische General Massena erlitt trotz der großen Übermacht von 17.000 Mann eine schwere Niederlage gegen 4.000 Landesverteidiger. Um 10:00 Uhr morgens stürmten die Franzosen auf den Margarethenkapf. Hinter dem Torbogen, der damals noch durch ein wuchtiges Tor verschlossen werden konnte und auf der anderen Illseite, dem Veitskapf war eine Kanone aufgestellt. Das Tor musste bei jedem Schuss geöffnet und sofort wieder geschlossen werden. Die Franzosen wurden neben den Kanonschüssen mit einem wahren Kugelhagel empfangen, wagten aber dennoch drei Angriffe, jedes Mal noch todesmutiger aber auch verzweifelter und mussten sich schließlich unter großen Verlusten an Menschenleben zurückziehen. Die meisten der etwa 3.000 Todesopfer auf französischer Seite gab es hier unter der Kapelle. Auf österreichischer Seite waren „nur“ ungefähr 800 Tote zu beklagen. Rechts am Torbogen wurde eine Gedenktafel angebracht, welche an dieses schreckliche Ereignis erinnert.

Von der Margarethenkapelle führt der Weg hinunter in die Ebene.

 

Schellenberg: Burg Tosters, St. Corneli

Linksseitig an der Vorarlberg Eishalle vorbei führt ein Rad- und Gehweg Richtung  Schellenberg. An der Hauptstraße angelangt, muss man zuerst links abbiegen und die nächste Straße führt rechts bergwärts nach St. Corneli. Nach dem Wohngebiet zweigt links der Weg zur Burgruine Tosters ab. Über einen steilen Waldweg erreicht man den Burghof der Ruine Tosters durch einen Hintereingang. Der größte Teil des Burgplateaus ist unbebaut und von Mauerresten umgeben. Linkerhand sind die Reste des Palas (Wohntrakt) zu sehen. Gegenüber aber erhebt sich mächtig, den Zeiten trotzend der Bergfried bis auf eine Höhe von 27 Metern.

Wann genau die Burg erbaut wurde, ist umstritten. Urkundlich erwähnt wird sie im 13. Jahrhundert, als sich Graf Rudolf II als erster „Herr von Feldkirch Tosters“ nannte. Ihr Herrschaftssprengel reichte vom Kapf über den Blasenberg bis zur Kirche St. Michael in Tisis, durch das Ried auf den Schellenberg, von dort bis zum Badbrunnen in Nofels und weiter dem Hasenbach folgend bis zum Rhein. 1270 zog Rudolf von Habsburg, der spätere Deutsche König, nebst dem Grafen Hugo von Werdenberg und dem streitbaren Berthold, Fürstabt von St. Gallen, mit Heeresmacht über den Rhein und belagerten Feldkirch. Rudolf  II. von Montfort, Herr von Feldkirch und Tosters, brachte seine jugendliche Gemahlin Gräfin Agnes von Württemberg-Grüningen in dem wuchtigen Bergfried mit einer Mauerstärke von bis zu 3,6 Metern in Sicherheit. Rudolf V., der letzte Feldkircher Montforter  verkaufte die Burg zusammen  mit seinen anderen Besitztümern an die Habsburger. Allerdings regelte er vertraglich, dass die Übergabe an das Haus Habsburg erst nach seinem Tod (im Jahre 1390) erfolgte. Am 25. November 1405 wurde die Burg von den Appenzellern von Grund auf zerstört, nur der Turm blieb wie ein Fels in der Brandung stehen. Nach den Appenzellerkriegen (1405 – 1408) wurde die Burg teilweise wieder aufgebaut, aber noch vor dem Jahr 1616 endgültig verlassen und dem Verfall preisgegeben.

Der Weg führt links vom Turm durch das Haupttor hinunter nach St. Corneli.

 

Die Kirche St. Corneli ist wahrscheinlich schon im 11. Jahrhundert erbaut worden und erstmals in der Schutzbulle Papst Alexanders III. von 1178 urkundlich erwähnt. Die beiden Kirchenpatrone sind Papst Cornelius (251 -253) und Cyprian, der Bischof von Karthago, welcher 258 enthauptet wurde. Der Märtyrertod des Heiligen Cyprians ist auf dem Deckengemälde von Martin Häusle (1903 – 1966), einem bekannten Feldkircher Künstler, dargestellt.

Cyprian gilt als Pestpatron, während Cornelius gegen Krämpfe und bei Fallsucht (Epilepsie) angerufen wird und auch der Patron der Verliebten sein soll. Vielleicht finden in der Kirche deshalb so häufig Hochzeiten statt. Stilistisch wird das Kircheninnere aufgrund des letzten großen Umbaus vor 300 Jahren vom Barockstil dominiert.

Obwohl die Kirche St. Cornelius und St. Cyprian geweiht ist, ist St. Corneli seit je her auch ein Marienwallfahrtsort. Im Jahre 1666 wurde die Rosenkranzbruderschaft in Nofels gegründet, welche an jedem ersten Sonntag des Monats und an allen Muttergottesfesten eine Prozession nach St. Corneli hielt. Der Grund für die Marienverehrung dürfte in der sagenhaften Übernachtung der Muttergottes unter der „Tausendjährigen Eibe“, welche an der nördlichen Friedhofsmauer von St. Corneli steht, sein. Die Legende erzählt, dass die Gottesmutter auf dem Weg von Einsiedeln nach St. Gerold bei dieser Eibe Rast gemacht habe. Tatsächlich wurde die schwarze Madonna  in Kriegszeiten von Einsiedeln nach St. Gerold gebracht und gut möglich, dass der Weg über St. Corneli genommen wurde. Früher befand sich in einem verglasten Schrein  bei der Eibe auch eine ca. 500 Jahre alte Madonnenstatue, die leider 1950 gestohlen wurde. Dem Baum, obwohl giftig, wurde heilende Wirkung bei allerlei Krankheiten zugesprochen, und die Angewohnheit vieler Gläubigen, ein Stück Rinde abzuschneiden, schadete dem Baum ebenso wie ein Blitzschlag. Die Eibe wurde allerdings saniert und mit einem Stahlkorsett gestützt und wird noch viele weitere Jahre leben. Aufgrund des großen Umfangs des Stammes wird das Alter des Baumes von Experten tatsächlich auf über tausend Jahre geschätzt und er ist wahrscheinlich älter als die Kirche. Vielleicht wurde sie schon in heidnischer Zeit verehrt, denn die Kelten pflanzten bei ihren Tempeln und Schreinen gerne Eiben als immergrüner Lebensbaum.  Der Weg führt weiter ins Gasthaus Eibe nebenan.

 

Auf der Egg, Gantenstein, Hinterschloss mit Oberer Burg Schellenberg

Ausgeruht und nach erfolgter Stärkung im Gasthaus geht ein steiler Weg Richtung „Auf der Egg“. Von dort genießt man einen schönen Ausblick auf das Liechtensteiner, Schweizer und Österreichische Rheintal. Richtung Gantenstein führt der Weg der Liechtensteiner Grenze entlang und schließlich ganz nach Liechtenstein. 1699 erwarb Fürst Adam von Liechtenstein die Herrschaft Schellenberg von den tief verschuldeten Grafen von Hohenems. 1712 kaufte er ebenfalls die Grafschaft Vaduz und am 23. Jänner 1719 vereinigt ein Diplom von Kaiser Karl VI. die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg zum Reichsfürstentum. Liechtenstein, das wirtschaftlich lange sehr rückständig blieb, schloss im Jahre 1852 einen Zollvertrag mit Österreich, welcher einen Aufschwung mit sich brachte. Nach dem Ersten Weltkrieg jedoch, als Österreich den Krieg verloren hatte, die Habsburger ins Exil gingen und ein verarmtes Land zurückließen, orientierte sich Liechtenstein zur Schweiz hin, mit dem 1923 ein Zollvertrag geschlossen wurde. Seit dieser Zeit befinden sich die Grenzbalken Richtung Österreich. Als sich 1938 Österreich an Nazi-Deutschland angeschlossen hatte, verließ auch Fürst Franz Josef II. von Liechtenstein seine Heimat Österreich und hatte als erster Fürst seinen Wohnsitz im Schloss Vaduz.

Der Weg über den Gantenstein führt an der Oberkante eines langen Felsbandes entlang und immer wieder gelangt man an schöne Aussichtspunkte Richtung Feldkirch Tisis. Am Fuße des Schellenbergs war früher der Egelsee, welcher nach und nach trocken gelegt wurde, bis auf einen winzigen Rest, der von hier oben noch zu sehen ist. Am ehemaligen Rande dieses Sees, ebenfalls vom Gantenstein aus zu sehen, liegt die Michaelskirche von Tisis, eine der ältesten Gotteshäuser der Region. Eine Sage erinnert noch an vorchristliche Zeit, wo anstelle der Kirche ein heidnischer Tempel gestanden sein soll.

Der Wald auf dem Gantenstein ist ein urtümlicher, lichter Mischwald, mit viel sonnen- und wärme liebenden Sträuchern und Bäumen, wie Stechpalmen und Kiefern. Für geologisch Interessierte zweigt noch ein kurzes Wegstück zu einem großen Findling ab, den während der letzten Eiszeit der Rheintalgletscher aus der Schweiz hierher getragen hat. Den Feldkircher Theatermacher Prof. Fidel Schurig hat dieser idyllische Ort zu einem kurzem Theaterstück in mittelalterlich, sagenhaften Ambiente inspiriert.

Der Hauptweg führt weiter nach Hinterschloss, einem Ortsteil der Gemeinde Schellenberg. Von dort führt der Schlossweg Richtung Obere Burg Schellenberg.

Der Name der Burg  geht zurück auf das bayrische Adelsgeschlecht der Herren von Schellenberg aus dem Raum Bad Tölz, die vermutlich vor über 800 Jahren die Bauherren dieser Festung waren und auch die Untere Burg Schellenberg erbauen ließen. Vor ungefähr 700 Jahren verkauften sie beide Burgen an die Grafen von Werdenberg-Heiligenberg zu Bludenz. Vor knapp 600 Jahren gelang den Erben der Werdenberger, den Freiherren von Brandis zu Vaduz das gesamte Gebiet der Herrschaft Schellenberg zu erwerben und gemeinsam mit der Grafschaft Vaduz zu verwalten. Nach dem Aussterben der Brandiser kam die Herrschaft Schellenberg vor ungefähr 500 Jahren an die Grafen von Sulz, vor etwa 400 Jahren an die Grafen von Hohenems, die schließlich 1699 die Herrschaft Schellenberg und 1712 die Grafschaft Vaduz an die Fürsten von Liechtenstein verkauften.  1719 wurde aus beiden Herrschaften das reichsunmittelbare Fürstentum Liechtenstein.

1960 wurde die Obere Burg Schellenberg ausgegraben und restauriert. Der Ausgräber David Beck beschreibt die Anlage folgendermaßen: Durch das äussere Tor gelangt man in den Zwinger, ein inneres Tor führte in die Vorburg, dahinter, ungefähr in der Mitte der Anlage, stand der Bergfried. Die Vorburg war nach aussen zu durch eine Ringmauer (Zingel) begrenzt und geschützt. Hinter dem Bergfried, im nördlichen Teil der Burg, befanden sich die Wohnbauten, die teils von einem äusseren und teils von einem inneren Hof aus zugänglich waren. Im äusseren Hof befand sich die Zisterne.

Die Burganlage ( ... ) hatte die Form eines Dreiecks, dessen längere Seiten an der Nordecke in einem spitzen Winkel zusammenlaufen. ( ... ) Die Südflanke der Burg war durch einen Burggraben gesichert, der ungefähr einen Viertelskreis beschreibt. Auf den anderen Seiten boten Felsen und Steilabfälle guten Schutz.

Bemerkenswert ist, dass der Burggraben mühsam von Hand aus massivem Fels gehauen wurde. Das Bruchmaterial wurde verwendet, um die 4,5 Meter dicke Trockenmauer zu füllen, von welcher die Vorburg gegen den Burggraben abgeschlossen wird.

Die Burg wird zusammen mit der Unteren Burg Schellenberg bereits in der Emser Chronik von 1616 als „zerbrochen“ bezeichnet. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Ruinen als Steinbrüche verwendet. In den 50iger Jahren des vergangen Jahrhunderts schenkte sie der Fürst Franz Josef II. dem Historischen Verein, der sie ausgraben, erforschen und restaurieren ließ.

 

Felsbandweg, Auf der Egg, Nofels und Kapf

Über den kurzen Burgweg wieder in Hinterburg angelangt, führt der Weg hinunter Richtung Mauren. Links biegt ein zunächst breiter Weg ab, der in seiner Fortsetzung als schmaler, steiler Waldpfad zum Felsbandweg führt. Dieser ist auch unter dem Namen Schmugglerpfad bekannt. Heutzutage ist er aufgrund der Felsen, die über den Weg hängen, bei Kletterern sehr beliebt. Sogar bei strahlendem Sonnenschein hat dieser Weg etwas dunkles und archaisches an sich. Man kann sich gut vorstellen, dass die jungsteinzeitlichen Bewohner des Schellenbergs unter diesen Felsen Schutz gesucht haben. Prähistorische Funde wurden allerdings nur weiter oben in der Gegend der Oberen Burg Schellenberg, auf dem so genannten Borscht und auch bei der Unteren Burg gemacht. Ungefähr zwei Kilometer führt der Weg unter dem Felsdach entlang. Auf der rechten Seite erstreckt sich ein dichter Wald talwärts und wirft die Schatten unzähliger Bäume in die Felsaushöhlung, so dass auch bei Tage nur Dämmerlicht herrscht. Schließlich gelangt man wieder zum Aussichtspunkt „Auf der Egg“.

Von dort führt ein Waldweg Richtung Nofels, wo sich der Ill entlang auf dem Damm ein Radweg auch zum Wandern anbietet. Über die Vereingungbrücke kommt man auf der breiten Kapfstraße, die heute für Autos gesperrt ist, zurück nach Feldkirch.

 

Biedermannhaus (Presse- und Informationsamt, Vaduz)
Biedermannhaus (Presse- und Informationsamt, Vaduz)